Wohngebäude: Kontrollierte Zu- und Abluft verhindert Schimmelbildung


Richtiges Lüften ist gar nicht so einfach

Energetisch sanierte oder auch neue Wohngebäude haben das Problem, dass auf Grund der hervorragenden Isolierung der Gebäudehülle, kaum noch ein selbständiger Luftaustausch in den Räumen mehr stattfindet. Wärme-Dämm-Verbundsysteme an den Außenwänden, gedämmtes Dach und gedämmte Kellerdecke, dazu sehr dichte und mit Isolierglas versehene Fenster und Zugangstüren, alles Dinge die für die Energieeffizienz eines Hauses von Vorteil sind, sorgen aber im Gegenzug dafür, dass Raumluft nicht im ausreichendem Volumen zu- noch abfließen kann. Einzig das Be- und Entlüften durch Öffnen der Fenster oder Türen macht einen Luftaustausch möglich, sorgt aber zugleich auch dafür, dass mit der Luft auch die Wärme aus dem Haus entweicht.

Die Folge eines falschen Lüftungsverhaltens ist meist Schimmelbildung mit entsprechender Fleckenbildung an den Innenwänden. Neben dem Vermeiden einer zu hohen Raumluftfeuchtigkeit, dient das richtige Lüften auch dem Abführen von Gerüchen, Schadstoffen und von CO2.

Ausreichender Luftaustausch erhöht den Wohlfühlfaktor

Damit wir uns wohlfühlen, sollte laut Studien der Luftaustausch dem 0,5-fachen des Raumvolumens entsprechen. Wohl gemerkt pro Stunde. Bei größeren Wohneinheiten reicht das 0,3-fache. Zum Vergleich erreichen undichte Einfamilienhäuser das 1,0-fache beim Wert für den Luftaustausch. Was sich im Sinne des Luftaustausches erstmal gut anhört, hat den Nachteil, dass gleichzeitig unkontrolliert auch die warme Raumluft mit entweicht und dies zu einem hohen Energieverlust führt. Über Lüftung gehen ca. 50% der Wärmeenergie verloren.

Lüftungssystem beim Neubau

Es gibt drei Möglichkeiten, wie ein Lüftungssystem in einem Neubau konzipiert werden kann.

1. Dezentrale Zu- und Abluft

Dies bedeutet, dass die Zu- und Abluftregelung pro Zimmer, pro Wohneinheit oder pro Geschoss geregelt wird.
Kann mit und ohne Wärmerückgewinnung gemacht werden.
Meist Außenwandgeräte.

2. Zentrale Zu- und Abluft

Bei einem zentralen Lüftungssystem wird verbrauchte Luft abgeleitet und zeitgleich Frischluft ins Gebäude geführt. Ein großer Vorteil dieser zentralen Anlagen ist eine mögliche Erweiterung mit einem System zur Wärmerückgewinnung.

Hier wird dann, mit Hilfe eines Platten- bzw. Rotationswärmetauschers, der abfließenden Luft die Wärme entzogen und der zufließenden Luft zugefügt. Mit hohen Wirkungsgraden bringt solch ein System eine effiziente Energieeinsparung.

Nachteil: Da die Zuluft ebenfalls durch das Belüftungssystem kann es zu hygienischen Problemen bzw. der Reinigungsnotwendigkeit führen.
Ebenfalls ist der Brandschutz aufwändig und auch mit Folgekosten (Wartung) zu sehen.

3. Dezentrale Zuluft und zentrale Abluft

Diese Art der kontrollierten Belüftung wird bei uns verwendet. Mittels zentralem Ventilator wird die Luft aus den Räumen abgezogen und auf Grund des entstehenden Unterdrucks kontrolliert über eine Fensterfalzlüftung o.ä. wieder frische Luft zugeführt. Durch Einsatz einer Luft-Wasser-Wärmepumpe und einem Pufferspeicher wird die Abluftwärme zur Erwärmung von Heizung und Brauchwasser genutzt.

Mit der auf dem Dach montierten Photovoltaik-Anlage versorgen wir die Wärmepumpe zumindest bei entsprechender Sonne komplett mit Strom. Die rückgewonnene Energie wird in den Wasserpufferspeicher des Hauses eingespeist.
Ein großer Vorteil dieser Anlage ist zudem, dass die Wärmepumpe auch im Sommer das Brauchwasser erwärmt und durch Nutzung der Abluft ganzjährig hocheffizient arbeitet. Brandschutz ist nur in der Abluft vorzusehen mit geringen Anforderungen und Hygieneprobleme gibt es keine.

So funktioniert es: Download des Schaubildes zur kontrollierten Zu- und Abluft (als PDF-Datei, auch zum Ausdrucken geeignet)

Was sagt die DIN 1946 zum Thema Lüftung von Wohnungen

Die bereits im Mai 2009 erschienene DIN 1946 beschäftigt sich in Teil 6 mit den allgemeinen Anforderungen betreffend Lüftung von Wohnungen. Geregelt sind dort zum Beispiel das  Nachweisverfahren zum verwendeten Lüftungskonzept sowie Ausführung, Bemessung und Kennzeichnung von Lüftungsanlagen. Hieraus ergibt sich, dass für jeden Neubau ein Lüftungskonzept zu erstellen ist.

So muss nach Sanierung oder beim Neubau nachgewiesen werden, dass die Lüftung zum Feuchteschutz unabhängig vom Nutzerverhalten sichergestellt ist.

Beispiel: Soviel Feuchte entsteht jede Nacht beim Schlafen

Beispielrechnung: Schlafbereich mit 20m² und einer Raumhöhe von 2,5 Meter, 2 Personen, kein Lüften, Temperatur 18°C und 50% Luftfeuchte, Schlafdauer 8 Stunden

Zur Berechnung müssen wir wissen, dass eine ruhende Person im Durchschnitt 35 ml Wasser pro Stunde an die Luft in der Umgebung abgibt.

Berechnung der Feuchteproduktion:
35 ml Wasserabgabe pro Stunde * 2 Personen * 8 Stunden = 560 ml Feuchteproduktion

Nun berechnen wir die Menge, die auf jeden Kubikmeter Raumluft anfällt:
20 m² Grundfläche * 2,5 m Raumhöhe = 50 m³ Raumluft
560 ml produzierte Feuchte : 50 m³ Raumluft = 11,2 ml/m³

Ergebnis:
Der Raum hatte ohne die Personen eine Temperatur von 18°C und eine Luftfeuchte von 50%, was wiederum bereits einem Feuchteanteil von 7,69 ml/m³ entspricht. Zu diesen 7,69 ml/m³ addieren sich die 11,2 ml/m³ der beiden Schlafenden noch hinzu, so dass wir rein rechnerisch auf einen Feuchteanteil von 18,89 ml/m³ kommen würden. Da aber Luft bei 18°C nur 15,37 ml/m³ speichern kann (dies wäre dann 100% Luftfeuchtigkeit), kondensieren in unserem Fall 3,52 ml Feuchte pro Kubikmeter, oder auf die 50 m³ Raumluft umgerechnet sind das 176 ml Wasser.

Diese im Raum überflüssige Feuchte verteilt sich auf Wand, Fenster, Möbel, Kleidung, etc.

Sind bei Ihnen die Fenster schlechter isoliert als die Wand, dann setzt sich diese überschüssige Feuchte als Nässe am Fenster ab. Sind die Fenster jedoch sehr gut isoliert, so setzt sich die Feuchte an den kältesten Stellen der Außenwände ab.

Als Folge bildet sich Schimmel.