Gelber Sack wird abgeschafft und Gelbe Tonne kommt

Einschnitt beim Abfallsystem nach fast 30 Jahren. Neue Behälter werden bis März verteilt. Firma rechnet mit vielen Änderungen in der Startphase.

Bericht aus der Südwest-Presse – Die Neckarquelle. Von Berthold Merkle, erschienen am 4.11.2021.
Link: Südwest-Presse – Die Neckarquelle

Gelbe Tonne kommt | Schwarzwald-Baar-Kreis

Platzproblem Gelbe Tonne: Wohin mit der Gelben Tonne, dies ist nur eine der Fragen die sich viele Hausbesitzer und Hausverwaltungen ab 2022 stellen müssen.

Auf dem Weg zur Wertstofftonne

Der gelbe Sack ist in fast 30 Jahren zu einem ständigen Begleiter geworden – allerdings zu keinem beliebten. Denn der Ärger über die zerrissene Plastikfolie und den Dreck von herumliegenden Säcken hat sich nie gelegt. Jetzt aber steht für die gelben Säcke das Ende bevor. Ab dem neuen Jahr werden sie abgeschafft und durch die gelbe Tonne ersetzt.

Der Weg dahin war lang, denn das Thema wird seit Jahren diskutiert. „Der gelbe Sack soll obsolet werden“, gab bereits im Jahre 2012 der damalige Leiter des Abfallwirtschaftsamtes, Dirk Hauswald, als Ziel aus. Doch aus der seinerzeit schon angedachten Wertstofftonne ist bis heute nichts geworden und auch das näher liegende Ziel mit der gelben Tonne blieb über viele Jahre in der Versenkung.

3,5 Millionen Säcke im Jahr

In Fahrt kam das Thema dann aber wieder vor drei Jahren und zwar wegen eines neuen Abfallgesetzes. Denn für die Erfassung von sogenannten Leichtpackungen, die bisher im gelben Sack gesammelt wurden, wollte der Schwarzwald-Baar-Kreis dem dualen System einen neuen Rahmen geben. So war vorgesehen, die labbrigen Säcke durch feste Tonnen zu ersetzen. Aus den bekannten Gründen: Die Folie ist zu instabil und gibt oft unter dem Druck des Inhalts nach. Dann sind da auch die Probleme mit Tieren, die nachts auf Futtersuche die Säcke aufreißen und den Inhalt über die Straße verteilen.

Ein weiteres Argument für die Abschaffung der gelben Säcke ist auch der enorme Materialaufwand. Nach den Zählungen des Abfallwirtschaftsamtes werden jedes Jahr rund 3,5 Millionen Kunststoffsäcke ausgegeben. Auf diese Weise kommt zum Verpacken von Abfall noch weiterer Abfall in Umlauf. Mit der gelben Tonne wird Kunststoff nicht mehr in Kunststoff eingepackt.

Tonnen bis Ende März verteilen

Das sieht auch Jens Baumgärtner, der zuständige Abteilungsleiter für die Entsorgung von Kommunalen Abfällen, bei der Firma Kaspar in St. Georgen so. „Der Trend geht überall zur gelben Tonne, man will sich die Säcke sparen“, sagt Abteilungsleiter Jens Baumgärtner. In all den Jahren habe sich gezeigt, dass die gelben Säcke „keine saubere Sache“ seien. Deshalb steht den Mitarbeitern der Entsorgungsfirma in den nächsten Monaten viel Arbeit ins Haus. Für alle Haushalte und Gewerbebetriebe rechnet der Entsorgungsfachmann mit 80000 bis 85000 gelben Tonnen, die verteilt werden müssen. Nach der bisherigen Planung sollen bis Ende März des nächsten Jahres alle Bürger mit gelben Tonnen versorgt sein.

Die Firma Kaspar hat für die nächsten drei Jahre den Auftrag für die Entsorgung mit dem Dualen System erhalten. Den Bereich Villingen-Schwenningen, Dauchingen, Niedereschach und Tuningen haben die St. Georgener ihren Kollegen von der Firma Remondis übertragen.

Derzeit laufen die Vorbereitungen für die Tonnenausgabe. Dies ist nicht einfach, denn der Teufel steckt bei dieser Umstellung im Detail. Es gibt verschiedene Größen für die Tonnen – je nach Anzahl der Bewohner an einer Adresse. Dementsprechend verteilen die Mitarbeiter Tonnen zu 120 Liter, 240 Liter und 1100 Liter. Bei Einfamilienhäusern ist das Vorgehen ziemlich einfach. Dort stellt die Entsorgungsfirma eine Tonne vors Haus, die der Anzahl der Bewohner entspricht. Etwas komplizierter ist es bei Mehrfamilienhäusern mit gemeinschaftlich genutzten Müllbehältern. Hier orientiert sich die Entsorgungsfirma an der Anzahl pro Adresse gemeldeter Einwohner. Beispielsweise bekommen Häuser, wo zwischen 30 und 39 Menschen wohnen, drei 1100-Liter-Tonnen zugeteilt. Sind mehr als 40 Bewohner gemeldet, stimmt sich die Firma mit der jeweiligen Hausverwaltung ab.

Für die Startphase rechnet Entsorgungsfachmann Jens Baumgärtner noch mit zahlreichen Änderungen. Denn erfahrungsgemäß zeige sich erst im praktischen Betrieb, ob und wie die Behälter ausreichen. Anpassungen seien natürlich kein Problem. „Wir versuchen, bei der Erstverteilung so genau wie möglich zu sein. Doch es ist nichts in Stein gemeißelt“, meint Baumgärtner.

Probleme mit dem Platz

Ein ganz anderes Problem ist die Platzfrage. Die gelben Säcke haben bisher wenig Platz gebraucht und lagen zusammengerollt in irgendwelchen Schränken, bis sie gebraucht wurden. Die gelben Tonnen stehen künftig mit ihrer Größe ständig herum. Das macht gerade bei größeren Häusern einige Sorgen. Denn dort sind die Müllsammelstellen schon jetzt mit Tonnen in verschiedenen Farben vollgestellt. Für große Wohnanlagen, wo sehr viele gelbe Tonnen gebraucht würden, gibt es nach Abstimmung der beteiligen Stellen auch die Möglichkeit, einen größeren Container statt mehrerer gelber Tonnen aufzustellen. Eine andere Lösung könnten auch kürzere Abholintervalle sein. Also beispielsweise alle 14 Tage statt nur einmal im Monat.

Übergangsfrist für Säcke

Weil die gelbe Tonne den gelben Sack einfach ersetzt, bleibt es normalerweise aber bei der bisherigen Organisation der Abfuhrtermine. Dementsprechend gilt der Abfallkalender für den gelben Sack künftig einfach für die gelbe Tonne. Es gibt sogar eine Übergangsfrist: Bis Ende Juni können weiterhin auch die Säcke vors Haus gelegt werden, danach aber nicht mehr. Wer große Styroporteile von Verpackungen hat – etwa nach dem Fernsehkauf – kann diese lose neben die gelbe Tonne stellen.

Aus Platzmangel gibt es in der Villinger Innenstadt eine Ausnahme: Weil in den engen Gassen beim besten Willen keine weiteren Tonnen stehen können, werden die Leichtverpackungen dort weiterhin in den gelben Säcken abgeholt.

Weblink zur Gelben Tonne: Webseite Schwarzwald-Baar-Kreis