Baukonjunktur 2024 und Aussichten 2025
Vorwort
Die Bauwirtschaft in Deutschland sieht sich gegenwärtig mit zahlreichen Herausforderungen und Entwicklungen konfrontiert. Zwischen dem Rückgang von Baugenehmigungen, steigenden Materialkosten und der Anpassung der Förderpolitik für den Wohnungsbau steht die Branche an einem entscheidenden Wendepunkt. Auch im Wirtschaftsbau und öffentlichen Bauwesen zeigen sich signifikante Trends, die die Investitions- und Beschäftigungssituation beeinflussen. In diesem Artikel beleuchten wir die aktuellen konjunkturellen Entwicklungen im Bauhauptgewerbe und geben einen Überblick über die wesentlichen Einflussfaktoren in den Segmenten Wohnungsbau, Wirtschaftsbau und öffentlicher Bau. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Fördermaßnahmen und dem Arbeitsmarkt, deren Entwicklungen maßgeblich die Zukunft der Bauwirtschaft prägen werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung zur Baukonjunktur 2024
2. Aktuelle Geschäftsstimmung in der Bauwirtschaft
3. Was machen die Baumaterialpreise?
4. Mangel an Aufträgen oder Mangel an Material?
5. Trends bei Baugenehmigungen und Auftragseingängen
6. Wohnungsbau: Herausforderungen und Fördermaßnahmen
7. Investitionen und Markttrends bei Industrieunternehmen und öffentlichem Bau
8. Arbeitsmarkt und Fachkräftemangel im Bauhauptgewerbe
9. Fazit und Konjunkturausblick 2024
Einleitung zur Baukonjunktur 2024
Die konjunkturelle Lage im Bauhauptgewerbe zeigt sich 2024 durchwachsen. Während der wirtschaftliche Ausblick insgesamt stabil bleibt, beeinflussen sinkende Bauaufträge und stagnierende Genehmigungen das Wachstumspotenzial in der Branche. Besonders der Wohnungsbau steht vor großen Herausforderungen, die das Marktgeschehen deutlich prägen.
Aktuelle Geschäftsstimmung in der Bauwirtschaft
Im Bauhauptgewerbe trübte sich die Stimmung seit Jahresbeginn 2024 weiter ein. Trotz einer leicht verbesserten aktuellen Geschäftslage bleiben die Erwartungen pessimistisch, jedoch sind leichte Zuwächse bei den Geschäftserwartungen zu verzeichnen, was auf eine, wenn auch sehr zögerliche, Erholung hindeutet.
Was machen die Baumaterialpreise?
Nach massiven Preisanstiegen seit 2021 zeichnet sich seit 2023 eine Entspannung ab. Materialkosten für Stahl, Bauholz und Glas sanken bis August 2024 erheblich, während energieintensive Produkte wie Zement und Bitumen weiterhin teurer werden. Auf Grund dieser Entwicklungen ergibt sich kein einheitliches Bild, je nach Materialeinsatz. In einem für das aktuelle Jahr angenommenen Materialmix, sehen wir einen leichten Rückgang der Materialpreise gegenüber dem Vorjahr. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, ist dies tendenziell förderlich für einen Anstieg zukünftiger Bautätigkeiten.
Mangel an Aufträgen oder Mangel an Material?
Der Mangel an Aufträgen stellt eine zunehmende Herausforderung dar. 35 % der Bauunternehmen gaben im August 2024 an, durch Auftragsmangel in der Produktion eingeschränkt zu sein, während Stornierungen nur leicht zunahmen. Materialengpässe sind seit der ersten Jahreshälfte 2023 kein zentrales Problem mehr und bremsen die Bautätigkeiten nicht mehr aus.
Trends bei Baugenehmigungen und Auftragseingängen
Baugenehmigungen und Auftragseingänge verzeichneten einen deutlichen Rückgang. Im Wohnbau sanken die Genehmigungen 2023 um 26 %, und dieser Trend setzte sich bis Mitte 2024 fort. Dennoch weisen Auftragseingänge im Hoch- und Tiefbau auf langfristige Großprojekte hin, insbesondere im Bereich der Infrastrukturerneuerung.
Wohnungsbau: Herausforderungen und Fördermaßnahmen
Die politische Zielsetzung von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr wurde 2022 und 2023 verfehlt. Gründe dafür sind gestiegene Baukosten und höhere energetische Standards, wie z. B. die Verpflichtung zum Effizienzhaus 55. Die Bundesregierung reagierte mit gezielten Förderprogrammen für 2024, darunter „Klimafreundlicher Neubau“ und „Jung kauft Alt“, um Bauvorhaben im mittleren und niedrigen Preissegment anzuregen. Gleichzeitig bleibt die Zinsentwicklung eine Herausforderung: Steigende Finanzierungskosten belasten Eigenheimbauer und Investoren im Mietwohnungsbau, was zu einem Rückgang von 44 % im Neugeschäftsvolumen der privaten Wohnungsbaukredite führte.
Investitionen und Markttrends bei Industrieunternehmen und öffentlichem Bau
Im Wirtschaftsbau erweist sich der Tiefbau als stabiler Sektor. Dies liegt an der Zunahme von Großprojekten wie Bahnstrecken- und Stromtrassenausbauten. Trotz eines Rückgangs in der Hochbauaktivität bieten hohe Kapazitätsauslastung und robuste Unternehmensgewinne einige positive Impulse. Leider trauen wir uns hier nicht, daraus eine Tendenz ablesen zu können.
Öffentliche Bauprojekte konzentrieren sich verstärkt auf den Tiefbau, insbesondere im Verkehrsbereich. Die Haushaltslage der Kommunen bleibt jedoch angespannt, was sich negativ auf die Finanzierung neuer Projekte auswirken könnte. Der Bund stellt 2024 dennoch erhöhte Mittel für Bundesfernstraßen und andere Infrastrukturprojekte bereit, wobei insbesondere die Finanzierungsbedingungen am Kapitalmarkt die Budgetplanung herausfordern.
Arbeitsmarkt und Fachkräftemangel im Bauhauptgewerbe
Die Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe blieb trotz des konjunkturellen Rückgangs im Vorjahr stabil. Fachkräftemangel bleibt eine bedeutende Herausforderung: Insbesondere im Tiefbau führt der Bedarf zu Engpässen. Gleichzeitig erreichten die Ausbildungsverhältnisse 2023 einen Rückgang, und europäische Fachkräfte spielen eine zunehmend zentrale Rolle. Angesichts der konjunkturellen Schwäche erwartet die Branche jedoch eine erste Personalreduktion seit 2008.